Wenn Lesen neue Welten öffnet
Die dunkle Jahreszeit beginnt allmählich, die Tage werden kürzer, die Sonnenstrahlen weniger. Da hilft so manches, um Licht ins Trübe und Helligkeit in die Dunkelheit zu bringen. Manch einer hat eine ganz eigene Strategie, damit umzugehen – so auch die Feldmaus Frederick aus dem bekannten Bilderbuch von Leo Lionni, die keine Vorräte für den Winter wie die anderen Mäuse sammelt, sondern Farben, Wörter und Sonnenstrahlen. So kann er in dunklen und grauen Winterstunden, als alle Vorräte zu Ende gegangen sind, seine Sammlung teilen: Farben, die den grauen Winter bunter machen, Sonnenstrahlen, die wärmen und erleuchten, und Wörter, die sich zu einem Gedicht formen.
Frederick mag eine Geschichte für Kinder sein, transportiert aber eine Botschaft für alle Menschen: Die Bedeutung von Fantasie, der eigenen Vorstellungskraft und der Gedanken darf nicht unterschätzt werden und ist lebenserhaltend wie lebensverschönernd. Dass Frederick daher Symbol für das jährlich im Oktober stattfindende Literatur-Lese-Festival ist, verwundert kaum, denn was kann unsere Fantasie besser anregen und uns mehr inspirieren als Bücher und Geschichten? Lesen eröffnet neue Welten und die Geschichte von Frederick zeigt eindrücklich, wie groß diese Welten sind und wie weitreichend ihr Einfluss.
Der Frederick Tag setzt sich das Ziel, Lesen zu fördern und zum Lesen anzuregen, denn Lesen ist ein Privileg, das immer mehr vernachlässigt wird. Deswegen sind in Baden-Württemberg seit 20 Jahren zwei Oktoberwochen dem Lesen und den Büchern gewidmet, wenn zahlreiche Veranstaltungen von Kulturträgern organisiert und angeboten werden.
Seit nunmehr fünf Jahren ist der Frederick Tag auch fester Bestandteil der Augusta-Bender-Schule Mosbach. Organisiert in diesem Jahr von Kerstin Weber-Böhning und Alexander Drost wendet er sich an die Schülerinnen und Schüler in der Erzieherausbildung und im Direkteinstieg Kita. Schulleiter Michael Kunzmann betonte in seiner Begrüßung deren Bedeutung in der Leseförderung: „Sie haben eine besondere Schlüsselfunktion – Sie dürfen die Jüngsten in unserer Gesellschaft vom Lesen begeistern.“ Hier die Grundlage für die Lesekompetenz zu legen, ist eine verantwortungsvolle Aufgabe, die den weiteren Lebensweg beeinflusst. Auch Frau Dr. Dorothee Schlegel, Sprachwissenschaftlerin und Politikerin aus dem Neckar-Odenwald-Kreis, unterstrich in ihrem Vortrag die Wirkung einer frühkindlichen Leseförderung. Die angehenden Erzieherinnen und Erzieher hatten die Möglichkeit, an Workshops von Herrn Dietrich vom Kreis-Medien-Zentrum und Frau Drost von der Gemeindebücherei Altdorf teilzunehmen. In praxisorientierten Phasen konnten die Schülerinnen und Schüler Material der Leseförderung ausprobieren, wie Edurino-Tablets, Tonie Boxen und das Kamishibai. Gemeinsam überlegten sie, wie Leseecken für Kinder gestaltet und eingerichtet werden können, um Kindern einen sicheren Platz zum Erkunden von Geschichten zu geben.
Die Schülerinnen und Schüler waren begeistert von den Möglichkeiten, die sie als zukünftige Erzieherinnen und Erzieher haben, und werden ihre Begeisterung für Bücher, für das Lesen und für das Entdecken der eigenen Fantasie an ihre zukünftigen Schützlinge weitergeben. Fremde Welten entdecken, in Geschichten eintauchen und Wörter zu Bildern transferieren – ganz im Sinne der Feldmaus Frederick wird an diesem Tag an der ABS das Lesen beleuchtet.
